en A Killer Headache (09/2012)

Textadventure ★★★★★★★☆☆☆   [?]
von Mike Ciul
Publisher:keine

Bis Jack sich seines untoten Zustandes bewusst wird und erkennt, dass nur menschliche Gehirne ihn von seiner Migräne befreien können, hat der Rest der Untoten die Menschheit bereits ausgerottet. Ein Höllentrip auf der Suche nach nach Erlösung aus aus dieser geschmacklosen Situation beginnt. Mit  Soundtrack.

Das Spiel erreichte auf der IF-Comp 2012 zusammen mit Body Bargain den 8. von 28 Plätzen.

Review von proc 10.10.2012

Plattform:Glulx
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Spoiler:
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» Genres » Horror » Zombies
» Schauplätze » Geisterstadt
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 18. IF-Comp 2012

Review von proc 10.10.2012     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Dieses Spiel setzt eine interessante Entwicklung fort, die zuletzt auf der IF-Comp 2010 in mehrere Spiele kumulierte und die Grenzen des Zombie-Genres zu verschieben beginnt, wie es bereits die Jugendbuchverlage vorgemacht haben. In Divis Mortis oder Gris et Jaune ging es um tragische Zombie-Gestalten, die das Mitgefühl des Spielers auf sich ziehen und noch zweieinhalb Monate vor jener Comp wurde in einem langen  Forumsthread der schlechten IF-Ruf der Zombies angeprangert, die zumeist in einen  Survival Horror-Kontext gedrängt werden. Diese Diskussion hat Mike Ciul nach eigenen Angaben letztlich zum Kampf gegen den Zombie-Rassismus mit dem beeindruckenden Spiel A Killer Headache inspiriert.

Der Spieler ist »vermutlich« Jack, ein wandelnder Toter auf der Suche nach Erlösung von diesen Schmerzen, die das Untotsein mit sich bringen. Nur noch mit einem Teil seines Hirns ausgestattet erfährt er, dass nur menschliche Gehirne die notwendige Zusammensetzung aus Vitaminen, essentiellen Fettsäuren und Proteinen besitzen, während tierische Gehirne nur kurzfristige Heilung mit Nebenwirkungen versprechen. Manche Situationen lassen sich aber nur auf solchen Umwegen bewältigen, denn mit zunehmendem Hunger fallen die Gliedmaßen ab, der Aktionsradius schwindet und Jack wird scheitern.

Das Scheitern ist ein Hauptthema, ich habe mich selten mit einer solchen Hingabe an ein derart morbides Spiel gesetzt, das Spielern in derartiger Offenheit empfiehlt, den Spielstand möglich häufig zu sichern: Fehler führen unweigerlich zur Nihilierung des Untotseins, und zwar erst viele Schritte später, wenn das UNDO nicht mehr anschlägt und man ohnehin nicht mehr weiß, wo wieder anzusetzen wäre. Das Spiel lebt von seiner glänzend erzählten tragischen und gleichzeitig grotesk komischen Geschichte, in die brilliante Rätsel eingepasst sind. Alle schwierigen Situationen sind auf mehreren Wegen lösbar und ermuntern zum Experimentieren, die Reihenfolge muss nicht eingehalten werden und wenn es mal ganz und gar nicht weitergeht, hilft ein Hintsystem weiter. Interessant ist auch die Wechselwirkung mit jenen Halluzinationen nach dem Verspeisen tierischer Gehirne, die den Spieler in eine völlig andere Realität katapultieren, über die sich aber Probleme im Diesseits lösen lassen. Sicher, die Rätsel sind schwierig, allein an der erstklassigen Eingangsszene (Wie komme ich aus dem Cloudliner?) bin ich eine halbe Stunde gesessen und habe mich hingeschmissen vor lachender Verzweiflung, als ich dann endlich auf eine Art und Weise draußen war, die nicht zur Nihilierung führt! Alle Achtung, derart kreative Rätsel und deren Abstimmung untereinander werden selten präsentiert.

Für zwei Stunden waren sie mir dann doch zu schwer, darin liegt der einzige Kritikpunkt. Einige Rätsel erscheinen mir zu schwer als darauf kommen zu können, insbesondere im Finale verdichten sich die Schwierigkeiten. Die letzte Hälfte habe ich daher leider (Leider! Leider!) mit dem Walkthrough gespielt. Das ist nicht anzuraten, ich hätte nachbetrachtend doch lieber noch einige Zeit abseits des Comp-Judgements draufpacken mögen, das Ende wird jedenfalls nicht verraten. Ob ich auf die richtigen letzten Schritte gekommen wäre, ist jedoch fraglich.

Der Autor hat noch einen  Soundtrack aus zwanzig Titeln zusammengestellt, auf die sich teilweise leider die GEMA gestürzt hat. Europäische Spieler werden in der ABOUT-Sektion ordnungsgemäß vor Blut, Gewalt und amerikanischer Interpunktuation gewarnt: »In this story you will encounter shocking imagery, acts of violence, strong language, and serial commas.«

Fazit: Ein kreatives Manifest gegen die Diskriminierung der Zombies, das der Autor szenisch, erzählerisch und handwerklich exzellent umgesetzt hat. Eine Art untoter »Der mit dem Wolf tanzt«.

Zuletzt geändert am 10.10.2012 12:45 Uhr.

A Killer Headache
Cover-Artwork
A Killer Headache
Glulx