en Oxygen (09/2010)

Textadventure ★★★★★★☆☆☆☆   [?]
von Benjamin Sokal
Publisher:keine

Auf einer weit entfernten Raumstation explodiert ein Sauerstofftank. Der Spieler Eric Zanders alias Captain Corndog hat die Aufgabe, die technischen Möglichkeiten zu nutzen und das Überleben der Besatzung zu sichern. Beitrag zur 16. IF-Comp 2010 (Platz 12).

Review von proc 27.10.2010

Plattform:Glulx
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Spoiler:
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» Genres » Science Fiction
» Spieler-Charaktere » Astronaut
» Technik » One-Room
» Schauplätze » Raumstation
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 16. IF-Comp 2010

Review von proc 27.10.2010     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Oxygen ist Benjamin Sokals erster größerer Beitrag und beginnt mit dem Zitat »Selbstachtung ist für die Seele, was Sauerstoff für den Körper ist« des ungarisch-amerikanischen Psychologen Thomas Stephen Szasz, ein vehementer Gegner der Zwangspsychiatrie und Mitbegründer der Scientology-Organisation »Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte« ( CCHR). Aha, noch so ein Psychospiel wie One Eye Open oder The Blind House.

Ganz falsch: es geht weder um Selbstachtung noch um Gruppendynamik, es geht um Sauerstoff. Und zwar um den in einer Raumstation im Aegis-Asteroidenfeld des Pferdekopfnebels im Orion-Komplex der Milchstraße, 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Spieler Eric Zanders, genannt Captain  Corndog, ist einer der 102 Besatzungsmitglieder dieser bergbautechnischen Institution, ohne die der interstellare Reiseverkehr des Galaktischen Imperiums nicht möglich wäre. Denn dort wird der wichtigste Rohstoff dafür gewonnen.

Hier beginnen die Spoiler.

Er ist unwichtig. Die Rahmengeschichte spielt keine Rolle, denn es geht um die Explosion des zentralen Sauerstofftanks, den drohenden Atemtod und das Überleben der Besatzung. Ort des Geschehens könnte auch die bekannte Mondbasis Palindrom II oder das U-Boot aus They sein. So münden das eingangs angedeutete Psychodrama und die dann erhofften intergalaktischen Verwicklungen einer Rohstoffverknappung in ein One Room-Game mit einem großen Rätsel, dessen Hintergrundgeschichte über ein leicht aufzufindendes Manual heruntergespult wird und dann vergessen bleiben kann. Ich hätte mir gewünscht, sie würde sich im Laufe der Story entwickeln und so eine erzählerische Spannung hineinbringen.

In diesem Spiel wird eine solche Spannung auch gar nicht benötigt, da es sich um eine große Maschinerie aus Gekabel, Konsolen mit Kartenlesern und verschiedenfarbigen Karten und Displays mit Gamma-, Theta- und Null-Anzeigen handelt, über die der Inhalt des leckgeschlagenen Tanks in zwei andere umgeleitet werden kann. Und soll. Die Techniker hinten im Schiff helfen mit und reagieren auf die Rettungsversuche des Spielers, zumindest sagt das Display entsprechendes. Impetus der Handlung ist schlicht der Atemtod und dessen Abwendung. Glücklicherweise liegt da noch schwerverletzt ein ominöser Andre, der einiges zur Lösung beizutragen hat.

Auch er konnte mir nicht helfen, ich bin nach mehreren Versuchen immer gestorben und musste am Ende in den Walkthrough spechten. Das Spiel ist zweifellos gut implementiert, zu den wichtigsten Informationen zählt eine aufgefundene Sauerstoffdüsenüberdrucksverhältnistabelle zur Ermittlung der optimalen Abfüllung der beiden Tanks, die notwendig ist, um drei Monate überstehen zu können. So lange braucht der Notarztwagen des Galaktischen Imperiums für die Reise. Das entspricht überschlagen 0,7 Lichtjahre pro Stunde oder  Warp 9,983 Kathryn Janeway könnte bei dem Tempo in 11,7 Jahren aus dem Deltaquadranten zurück sein, wenn ihre Sauerstofftanks nicht zuvor Leck schlagen.

Zurück zum Spiel: Man legt eine Konsole frei, steckt einige Kabel zusammen und verliert sich immer wieder in den Details bis hin zum Kaugummi, den man spätestens im dritten Durchlauf als Werkzeug im Sinn hat und schonmal vorkaut. Ich kriege aber diese verdammte Kabelisolation nicht ab, da kann man nehmen, schaben und beißen wie man will. PRY OF WITH SCREWDRIVER ist dann die vorgeschlagene Lösung, »mit dem Schraubenzieher aushebeln«. Kommt da einer drauf? An vielen Stellen hätte ich mir entweder gewünscht, besser Englisch zu sprechen oder eben das vorhandene Inventar kreativer einsetzen zu können.

Auch die verletzte oder vielmehr gerade noch lebende Nichtspielerfigur Andre ist etwas nervig, die mit TALK TO und TELL ABOUT angesprochen werden kann. Damit man auch weiß, was man selbst sagen soll, lässt ein TOPICS die Möglichkeiten raus. Ich hätte DIR bevorzugt und bin mir nicht sicher, ob mir an dieser Stelle die gute alte Menülösung nicht doch besser gefallen hätte. Wie auch immer, mir hat das Spiel als One Room-Game mit einem großen Rätsel um eine Maschinerie herum gut gefallen. Man kann es wegen der guten Implementierung genüsslich mehrfach spielen, mehrfach sterben und offenbar auch auf mehreren Wegen überleben. Und es hat einen lustigen Sound-Modus mit Knalleffekten.

Zuletzt geändert am 27.10.2010 14:17 Uhr.

Oxygen
Cover-Artwork
Oxygen
Glulx
Oxygen
Glulx