Autumn's Daughter (09/2013)
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von Ali Sajid Imami und Shumaila Hashmi | |||
Publisher: | keine |
Kurzes Multiple Choice-Drama über die Zwangsverheiratung einer jungen Pakistani. Beitrag zur IF-Comp 2013, der den 14. von 35 Plätzen belegte.
Plattformen: | Undum, Online |
Downloadlinks: | ✦ ↗ Aktuelle Version online spielen (Externer Link!) ↗ Undum |
Weblinks: | ↗ IFDB ↗ IF-Wiki |
» Genres » Real Life » Familie
» Regionen » Asien » Ferner Osten » Pakistan
» Spieler-Charaktere » Weibliche Hauptdarstellerin
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 19. IF-Comp 2013
Review von proc 11.11.2013 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Die kleinste Option hat drastische Konsequenzen, wenn man dieser jungen Pakistani bei ihren emanzipatorischen Versuchen folgt. So behauptet es der immer sichtbare Text am rechten Rand dieser kurzen Multiple Choice-Geschichte über Areesha, das Einzelkind eines Landbesitzers, das im goldenen Käfig des großen elterlichen Hauses sitzt und quasi auf ihre Zwangsverheiratung wartet. Die Story beginnt immer mit der Freude der Ankunft ihrer besten Freundin Samina und endet in Auswegen aus einer Zwangsehe mit einem dreißig Jahre älteren Mann, der ihr väterlicherseits verordnet wurde. Dazwischen können kurze Ereignisse wie die Möglichkeit einer Lehrerausbildung oder Freundschaft mit einem Jungen hervortreten, die immerhin einen Hauch von Betroffenheit einbringen. In der rechten Spalte wird der aktuelle Charakter verraten, was ich nicht ganz verstanden habe. Er lautet immer »Du bist jung und hübsch« und fällt erst am jeweiligen Ende in Düsterkeiten von einer empfundenen umarmten Nacht bis hin zum »Schicksal schlimmer als der Tod«. Das ist aber schon dem Ende selbst zu entnehmen und bleibt in dieser Form überflüssig.
Von Optionen habe ich nicht viel gespürt, und die drastischen Konsequenzen enden immer mies. Was ich bei solchen Geschichten nicht verstehe, ist der propagandistisch vorgegebene Weg hindurch: Da will mir jemand etwas über die Versklavung der Frau in der pakistanischen Gesellschaft erzählen und schüttet die Geschichte mit derart starren Wegen zu, dass sie mich auf diese Weise überhaupt nicht interessieren können weil sie so auch in den Gebetsmühlen der Zeitungen stehen. Betroffenheit geht anders, warum kann ich nicht mit dieser Situation experimentieren und zum Beispiel von Zuhause weglaufen, in Islamabad eine Ausbildung beginnen, mit dem Vater streiten oder es im Elternhaus mit meiner Freundin Samina treiben? (Lesben im Islam, ein grandioser Spot auf eine patriarchale Gesellschaft!) Nur um zu sehen, weshalb das alles scheitern muss. Angeblich jedenfalls, denn Samina wird als »jung und hübsch« beschrieben, was in der Situation einer Zwangsheirat überhaupt keine Rolle spielen dürfte, und in der Hochzeitsnacht stinkt der Alte auch noch nach Alkohol, was ich mir gerade im pakistanischen Islam nun überhaupt nicht vorstellen kann. Der stinkende Alte ist so mies, die Situationen sind so starr, die Optionen so simpel, dass die Glaubwürdigkeit der Enden darunter leidet. Eines davon ist typisch für den Aufbau der ganzen Geschichte, indem die Protagonistin sich mit einem Messer umbringt, ohne zuvor auch nur die geringste Betroffenheit über ihre Situation erzeugt zu haben. Immerhin versucht dieses Stück etwas zu erzählen, und da hätten mich vor allem das Innenleben und die Grenzen dieser kulturellen Strukturen interessiert. Die Spielerin erfährt nichts davon, es ist alles so wie es in der offenbar westlich geprägten Autorensicht ist und daran scheitert die Geschichte erzählerisch. Dennoch halte ich sie wegen ihrer Kürze und leichten Lesbarkeit für empfehlenswert, alle Textoptionen bleiben in Undum auch transkriptartig sichtbar so dass man am Ende die ganze Kurzgeschichte auf dem Bildschirm liegen hat. (Stand: Online-Version vom 11.11.2013, die angebotene Offline-Version funktioniert erst nach Implementierung in einer Server-Umgebung.)
Zuletzt geändert am 11.11.2013 08:38 Uhr.