Black Rock City (10/2016)
| |||
von Jim Munroe | |||
Publisher: | keine |
Der Spieler durchstreift in diesem sehr kurzen Spiel eine surreal anmutende Hippieveranstaltung in der Wüste, das ↗ Burning Man Festival. Mit jedem Streifzug lassen sich andere Aspekte beobachten und bisweilen auch schmerzlich erfahren.
30. Platz auf der IF-Comp 2016.
Plattformen: | Texture, Online |
Downloadlinks: | ✦ ↗ Online spielen (Externer Link!) ↗ Alle IF Comp-Beiträge |
Weblinks: | ↗ Munroe über Black Rock City (Festival), 09.12.2015 ↗ IFDB ↗ IF-Wiki |
» Genres » Surreal
» Regionen » Amerika » Nordamerika » USA
» Schauplätze » Jahrmarkt
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 22. IF-Comp 2016
Review von proc 05.10.2016 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Jährlich strömen 70.000 Leute in die Salzwüste von Nevada, wo für eine Woche die künstliche Stadt Black Rock City entsteht um danach wieder in der Ödnis zu verschwinden. Höhepunkt der Kunst- und Kultur-Großveranstaltung ist der ↗ Burning Man, nach dem das Festival benannt ist: Eine bisweilen über 30 Meter hohe brennbare Holzpuppe. Sie geht am Ende der einwöchigen Veranstaltung in einer nächtlichen Zeremonie in Flammen auf, wobei es durchweg zugehen dürfte wie im Kultfilm ↗ The Wicker Man: folkloristisch, freizügig, keltisch-kultig, ↗ hippieartig eben. Erlaubt sind nur Fahrräder und besondere Art Cars, die mal wie fliegende Teppiche, mal wie Riesenspinnen aussehen und an Karneval erinnern.
Mild Spoilers!
Jim Munroe hat in dieser Geschichte zweierlei versucht: Er beschreibt das surreale Feeling, diese Veranstaltung zu besuchen. Man trifft auf junge Frauen im Goldbikini, Einräder, geodätische Kuppeln, hinternversohlende Lehrerinnen – immer nur sechs Klicks lang bis zu einem anschwellenden Sandsturm als begrenzendes Ende der unendlichen Geschichte. Oder vielmehr Züge, denn in diesem CYOA wird nicht geklickt. Unter jedem kurzen Textabsatz sind Kästchen mit Aktionen angeordnet, die auf dafür vorgesehene Objektbezeichnungen im Text gezogen werden können. Welche das sind, spoilern kontextsensitive Farbänderung der entsprechenden Begriffe. Es ist ein von Munroe und Juhana Leinonen erst im Juli 2016 veröffentlichtes Texture-System, das seitdem über zwei Dutzend Spiele beherbergt – die grundsätzlich auch oder nur für die Offline-Nutzung exportiert werden können, das ist reine Autorenentscheidung. Black Rock City ist nur offline verfügbar.
Außer dem Innovationseffekt erscheint Black Rock City mehr als ein Beispiel für das Texture-System und weniger als ein unterhaltsames Spiel, dafür ist es viel zu kurz. Selbst bei langsamem Lesen folgt das Ende in Minutenfrist. Möglich sind immer nur zwei Aktionen, die auf jeweils ein passendes Objekt anwendbar sind, was in sechs Zügen die maximalen Möglichkeiten auf 64 einschränkt. Tatsächlich sind es weit weniger, da sich Szenerien auch bei unterschiedlichen Wegen wiederholen. Das senkt den Mehrfachspielwert, nach fünf Spielen kommt einem alles zu bekannt vor. Dadurch wird das Spiel mehr zum Systemtest, der zwar technisch gelungen wirkt, aber kein befriedigendes Spiel hervorgebracht hat. Es ist eine Reise durch eine Veranstaltung mit surreal anmutenden Begegnungen, die erst vor dem Hintergrund des Burning Man-Festivals halbwegs nachvollziehbar werden, letztlich aber zu substanzlos bleiben. Dennoch lohnt es sich, ein paarmal in diese wohl letzte Hippie-Institution Nordamerikas einzutauchen.
Zuletzt geändert am 05.10.2016 12:55 Uhr.