en Coloratura (09/2013)

Textadventure ★★★★★★★★☆☆   [?]
von Lynnea Glasser
Publisher:keine

Der Spieler wird als fremde Lebensform von Forschern gefangen gehalten und will aber nach Hause. Siegerbeitrag auf der IF-Comp 2013, der Horror und Science Fiction auf grandiose Weise vereinigt und von den Comp-Autoren auch mit dem Miss Congeniality Award 2013 gekürt wurde.

Das Spiel ging mit vier Oscars aus den XYZZY Awards 2013 für Best Game, Best Puzzles, Best Individual PC (The Aqueosity) und Best Individual Puzzle (Creating the Meat Monster) hervor.

Review von Mikawa 04.04.2014
Review von proc 21.10.2013

Inhalt/Feelies:Map, Walkthrough
Plattform:Glulx
Downloadlinks:
Spoiler:
Weblinks:

» Genres » Horror » Lovecraftian
» Genres » Science Fiction » Außerirdische Besucher
» Schauplätze » Schiff
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 19. IF-Comp 2013
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » Miss Congeniality Awards » Miss Congeniality 2013
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » XYZZY Awards » XYZZY Awards 2013

Review von proc 21.10.2013     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Jetzt mal ein Review in der Ich-Form, weil es nun eine betont persönliche Meinung sein soll, von der ich jetzt schon weiß, dass sie inhaltlich keinen Bestand haben wird und am besten nach der IF-Comp gleich wieder gelöscht werden sollte. Ich habe das Spiel nun über zwei Wochen immer wieder ausprobiert, bin verzweifelt und benötige eine Erholungspause in Form eines Schlussstrichs.

Der Spieler gehört zu den Alten des Universums, vielleicht ein Alien, auf jeden Fall in menschlichen Maßstäben eine unübliche Lebensform mit ganz eigenen Wahrnehmungen. Das hat mich gleich am Anfang an die Lovecroftschen Schatten und deren Väter, die »Ersten« oder »Allerältesten« in  Babylon 5 erinnert. Die Alten sind, wie alles Leben überhaupt, über den »Song des Universe« miteinander verbunden. Soweit ich es mitbekommen habe, bin ich ein Opfer des menschlichen Forscherdranges, ein Gefangener, der aus ihrem Gefangenentransporter auszubrechen versucht und der eben u.a. diese Universumssounds wahrnimmt.

Ob das Spiel nun unter die Haut geht, weiß ich nicht, weil ich es für nahezu unspielbar halte. Soweit es ging, hatte es jedenfalls Ansätze dazu. Es hat eine gewisse Horror-Anlage schon von der Ausgestaltung des Protagonisten als »gelatenous body«, als »Aqueosity«. Ein Kunstwort, dessen Sinn sich wie viele andere nur aus den enthaltenen Wortstammfragmenten erschließt. Jedenfalls haben zwei Stunden gerade einmal für erste Erkundungen und etwas Sabotage ausgereicht. Die Idee des reichlich textlastigen Spiels ist ziemlich gut, es geht um eine Lebensform mit farbcodierten Wahrnehmungen, die ihrerseits als Sound wahrnehmbar sind und das Empfinden dieses »Ancients« charakterisieren. Das kommt beim dritten Versuch dann doch so einigermaßen rüber. Allerdings hat mich schon die Intro den letzten Nerv gekostet, eingangs ging es nur über Brute-force-Angriffe auf den Parser weiter und so viel zu erspielen ist da nicht, man schaut und hört nur zu, was die »Blind Ones« so erzählen und wie sie agieren. Das sind die Menschen. Irgendwann wird mehr oder weniger klar oder zumindest als Option sichtbar, dass ich aussteigen will und dazu diese Maschine sabotieren muss, die ich erst für ein Raumschiff gehalten habe. Ist es aber nicht. Irgendwann ist mir dann auch ein Licht aufgegangen, dass ich die menschlichen Stimmungen beeinflussen kann, indem ich sie einfärbe. Dass ich als Wabberding aber Dinge attackieren oder gar essen kann, ist leicht unlogisch. Dann waren die zwei Stunden vorbei und ich habe mal testhalber in die Hints geschaut. Das hätte ich wohl früher tun sollen.

Das Spiel ist schwer einzuschätzen: Es spielt räumlich und zeitlich mit Science Fiction vom Feinsten, nämlich in den Untiefen einer Art von Bermudadreieck der Plattentektonik, wo drei Kontinentalplatten sich gegenseitig auffressen und eben möglicherweise im Heute. Eine mögliche Möglichkeit, und ich spiele das aqueositive Opfer, höre Leben, sehe Emotionen und kann sie verändern und für mich verwenden. Und dann die Forscher, tragisch böse, also im Grunde gar nicht. Ihre naive Neugier hält mich vorerst ohne böse Absicht gefangen. Denn sie wissen nicht, was sie tun, und das ist der Horror, ich will ihnen ja im Grunde selbst nichts Böses, muss es aber aus Selbstverteidigungsgründen. Schwer einzuschätzen deshalb, weil die Geschichte eben von der Anlage her sehr gut ist (auch wenn ich sie noch nicht zu Ende gebracht habe), aber eben meiner Ansicht nach kaum spielbar. Außer die jederzeit für den jeweiligen Kontext aufrufbaren Hints und Walkthroughs gehören dazu. Das stört mich gewaltig, die Geschichte ist aus sich heraus spielerisch eher frustrierend.

Ich will nicht unfair sein: Es hat durchaus Spaß gemacht, allein den Einstieg dreimal durchzuzocken bevor sich ansatzweise herausgeschält hat, worum es da geht und was die Möglichkeiten sind. Man kann sich im Spiel geradezu spiegeln, so sehr ist es poliert. Aber ich habe größten Zweifel daran, dass die Geschichte ohne Konsultation des Walkthroughs funktionieren kann. Wenn es denn so ist, wäre der Walkthrough Kern der Geschichte. Wenn, es kann ja auch am leeren Bierkasten oder mangelnder Intelligenz gelegen haben. Daher die Einschätzung einer schwierigen Einschätzung, ich kann das Spiel vorbehaltlos unter der Prämisse empfehlen, dass die Hilfestellungen sein genuiner Bestandteil sind. Und wenn wir mal so weit sind, wo ist dann das Spiel?

Die Autorin hat sich jedenfalls in den vergangenen Jahren als Horror-Spezialistin etabliert, nach ihrem Zombie-Debüt Divis Mortis (2010) setzte sie den Spieler in die Rolle des abscheulichen Vollstreckers der Zehn Plagen ins Rampenlicht, woran dieses Spiel auf seine eigene und von der Story her zugegebenermaßen grandiose Weise anknüpft. Schade nur, dass sie keinen (für mich) vernünftig spielbaren Modus gefunden hat.

Zuletzt geändert am 21.10.2013 18:24 Uhr.

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