de Eden (04/2002)

Textadventure ★★★★★★★☆☆☆   [?]
von Frank Borger
Publisher:keine

Der Spieler streift in der Rolle von Adam durch die Flora und Fauna des Paradieses, aus dem er mit verschiedenen Enden vertrieben wird oder sich auch dagegen wehren kann. Zweiter Platz auf dem ersten deutschen IF-Grand Prix 2002 zusammen mit Die Bewerbung.

Das Spiel war als Beispiel für das im Mai 2003 veröffentlichte Inform 6-Tutorial » Der Abentheurliche Informissimus Teutsch« konzipiert und ist daher  im Quelltext verfügbar.

Review von proc 16.05.2013

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Review von proc 16.05.2013     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Der verzweifelte Versuch von  Textlastig.com, sich selbst aus dem Paradies zu vertreiben, hat mich hermeneutisch zu eigenen Versuchen inspiriert. Das Spiel handelt von der Eden-Bibelstory in  Genesis 2 und dem in  Genesis 3 beschriebenen Sündenfall mit der  Anmerkung für Eltern und Religionslehrer, es sei für fundamentalistische Bibelanhänger nicht als Einführung geeignet. Aha, genau das Richtige!

SPOILER!

Die Wirkungssphäre ist schnell erkundet: Im Paradies streunen freilaufende Wildtiere umher und überall gibt es konkret benannte Blumen oder Baumfrüchte zu pflücken. Die Blumen habe ich dann bei mir, die Früchte werden immer gleich verdaut. Außer der Apfel vom Baum der Erkenntnis, der ist tabu. Das überschaubare Tic-Tac-Toe-Spielfeld muss recht zäh Zigmal durchirrt werden, bis ein Geistesblitz zum Schlüssel der einzigen vorhandenen Tür nach draußen führt. Dafür müssen die Beschreibungen schon recht genau gelesen werden oder man kommt eben so auf die Lösung dieses Rätsels mit Wortspielcharakter. Nun wirds spannend. Durch die Tür geschritten, lässt ein wolkenschwebendes, nichtsdestotrotz verranztes Ledersofa grüßen, in dem mich Gott einer freudschen Psychoanalyse unterziehen kann. Ich muss in meiner Konversation mit ihm allerdings die richtigen Fragen stellen, um dann etwas abweichend vom Bibeltext Eva verpasst zu kriegen. An weiteren Wortspielchen und Zitatversatzstücken mangelt es nicht, so lassen sich die Früchte des Birnbaums auch anschalten oder »Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Zeisige zünftige Zillertaler Zwiefache, zudem zilpen zwölf Zikaden.« Lacher gibt es en masse, man kann in den Sphären singen, die Wolke drücken oder in bestimmten Situationen Zitate von Kurt Tucholski oder Joe Hill lesen, ja der Herrgott lässt sich sogar zur endgültigen Lösung des Sündenfalls mit einem »von Blut und Fett triefenden Schwert« erschlagen. Von den vermuteten zahllosen Enden habe ich gerademal zwei erspielt.

Das Konzept eines humorvollen Spiels mit der Genesis-Story geht zwar auf, ist mir aber zu sehr von Jokes mit Andeutungen zu einzelnen Bibelstellen gesteuert. Man merkt, dass die Geschichte vom Paradies heraus wild gewachsen ist und als Inform-Programmierbeispiel » Der Abentheurliche Informissimus Teutsch« dienen sollte, irgendwo hat der  Autor das auch einmal geäußert. Nichtsdestotrotz ist das Spiel gut implementiert, darf zu den besten der frühen deutschsprachigen Inform-Stücke gezählt werden und verfügt über ein InvisiClue-System nach Infocom-Vorbild, das über LIES HINWEISE im Heft aufrufbar ist. Alle Achtung, was in diesem kleinen Spiel alles drinsteckt! Mir ist übrigens heute erst aufgefallen, dass der  I6-Quelltext im Rahmen des »Informissimus« Anfang Mai 2003 veröffentlicht wurde, da gab es nur die auf Tinic Urou, Toni Arnold und Max Kalus Arbeiten basierende DE-Library. Zehn Jahre Informissimus, herzlichen Glückwunsch!

Zuletzt geändert am 16.05.2013 17:45 Uhr.

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