Gigantomania (09/2010)
Der Spieler schlüpft in vier Teilen in Figuren Stalin-Russlands und erlebt beispielsweise als Bauer oder als Stahlarbeiter die sowjetische Alltagsgeschichte. Beitrag zur 16. IF-Comp 2010 (Platz 15/26).
Plattform: | Glulx |
Downloadlinks: | ✦ ↗ Release 1 / Serial 100930 online spielen ↗ Glulx |
Weblinks: | ↗ IFDB ↗ IF-Wiki |
» Genres » Historisch » Moderne (ab 1800 n. Chr.) » Kalter Krieg
» Regionen » Europa » Russland
» Themen » Lernen
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 16. IF-Comp 2010
Review von proc 01.11.2010 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Gigantomania beschreibt sich als »Leben in der Stalin-Ära in vier Teilen«. Michelle Tirto schrieb diese vier Geschichte aus dem Alltag als Bauer oder Fabrikarbeiter, Mike Ciul implementierte sie. Das Spiel ist neben One Eye Open die einzige Gemeinschaftsarbeit auf der IF-Comp, wobei hier beide Autoren ihr Debüt vorstellen. Einige Formulierungen deuten darauf hin, dass die Autoren keine englischen Muttersprachler sind, die Texte sind jedoch überwiegend in besenreinem Englisch verfasst.
Hier beginnen die stalinistischen Spoiler.
Der Spieler schlüpft in den vier Episoden jeweils in eine andere Rolle eines von Hunger geprägten Lebens im stalinistischen Russland und erheischt Eindrücke als Bauer, Stahlarbeiter, Verwaltungsangestellter und schließlich als Stalin selbst. Die Episoden sind strukturell ähnlich aufgebaut, so bin ich im ersten Teil ein ein hungernder Mann, der genügend Kartoffeln ernten und abtreten muss. Nebenbei sind auch der eigene und der Hunger meiner im Sterben liegenden Frau zu stillen. Es ist nicht ganz einfach, auf die richtigen Verben zu kommen, aber nach einigen im Hungertod endenden Versuchen ist der Eintreiber mit fünf Säcken Kartoffeln zufrieden, der Spieler satt und seine Frau zufrieden. Eine schöne Idee, die harte Arbeit im Spiel zu simulieren: Der Spieler muss immer wieder dieselbe Erntetätigkeit ausführen, wird dabei angetrieben und als ↗ Kulak beschimpft. Auch das zweite Rätsel als Arbeiter im Magnitogorsker Eisen- und Stahlwerk ist ähnlich angelegt, aus dem Kartoffelfeld wird eine ↗ Bessemerbirne, ebenso der dritte Teil. Durch den vierten bin ich nach zwei Stunden nicht durchgekommen.
Das Spiel ist schwer einzuschätzen: Es hat mir gefallen und ich war nicht gelangweilt. Aber es hat einige Implementierungsschwächen, die in Exzessen des Erratens richtiger Verben ausuferten. Manchmal hilft auch das karge Hinweis-System nicht weiter. Insgesamt ein gut gemeintes Spiel, bei dem ich gelernt habe, was eine Bessemerbirne von einem Kulaken unterscheidet, dem aber ein Walkthrough und etwas Politur fehlen.
Zuletzt geändert am 01.11.2010 21:53 Uhr.