en Impostor Syndrome (09/2013)

Multiple Choice-Textadventure ★★★★★☆☆☆☆☆   [?]
von Deirdra Kiai
Publisher:keine

Die wenig selbstbewusste Programmiererin Georgiana präsentiert die neue Programmiersprache PITBULL auf einer Konferenz und räsoniert dabei über Fehlentwicklungen der Spieleindustrie und »entmannte« Technologien. Unter dem Pseudonym »Georgiana Bourbonnais« veröffentlichter Beitrag zur IF-Comp 2013, der sich wie ein autobiografisches Fallbeispiel zu Anna Anthropys  Rise of the Videogame Zinesters liest und zwar in einer Zukunft von »Goggle Glasses« spielt, jedoch gesellschaftskritisch auf die als männlich empfundene Gegenwart speziell des Spieleprogrammierens abzielt. Er belegte den 18. von 35 Plätzen.

Review von proc 27.10.2013

Plattformen:Twine, Online
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» Genres » Real Life » Arbeitswelt
» Spieler-Charaktere » Hacker/Computerfreak
» Spieler-Charaktere » Weibliche Hauptdarstellerin
» Technik » One-Room
» Themen » Virtuelle Realität
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 19. IF-Comp 2013

Review von proc 27.10.2013     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Dieser anonyme Beitrag lässt sich in etwa mit »Hochstaplersyndrom« übersetzen und handelt (für mich) von der Kastration des Programmierhandwerks im allgemeinen und der Spieleindustrie im besonderen. Die verschüchterte Protagonistin Georgiana spricht auf einer Tagung über die neue Programmiersprache PITBULL und zeigt dazu verschiedene Slides, die u.a. auch in einer Zukunft der virtuellen »AR-Brille« (vermutlich von »Goggle«) diskutiert werden. Verschiedene Nebenspieler tauchen im Publikum auf, teils männlich störend, teils weiblich unterstützend, am Ende bietet sich eine zukünftige Sicht auf die heutige Situation des Programmierens schlechthin. Daher ist diese Story weniger dem Science Fiction-Genre zuzurechnen als vielmehr einem Heute gesellschaftskritisch rückbetrachtend aus einer virtuellen Brillensicht. Die Geschichte liest sich wie eine Fallstudie zu Anna Anthropys  Manifest »Rise of the Videogame Zinesters: How Freaks, Normals, Amateurs, Artists, Dreamers, Drop-outs, Queers, Housewives, and People Like You Are Taking Back an Art Form« gegen die Spieleindustrie, die sich im wesentlichen an eine erwachsene männliche Konsumentengruppe wende. Mit dieser Publikation begann zugleich der Twine-Hype als feministischer Gegenentwurf. Eine neue Art von Spiel oder Erzählung ist dabei allenfalls punktuell inhaltlich auszumachen, strukturell ist es entweder sehr linear oder mit Zig Auswahloptionen befrachtet, von denen nur eine weiterführt und alle anderen in einem verkürzten Finale enden. Im Schlüsselsatz am Ende

Say... what? What could you possibly say to make it any better? It's not like you have any real power to make change or anything. There will always be trolls. There will always be sexism. That's just the way this industry is. It's the way it always has been.

ist jedes einzelne Wort mit einem identischen Link belegt bis auf eines, das weitergehende Interpretationen zu einem Ende »You are not alone« mit tendenziell resignativem Anklang bietet. Diese sind gleichwohl anstrengend durchzuklicken wie auch wenig neu, innovativ oder motivierend und führen für mich inhaltlich mehr zur Aussage, eine Enteierung der Spieleindustrie ist von einer möglichen Erzählweise her wie ein »T«: Nach oben geradlinig und dann plötzlich quer. Dennoch eine interessante und empfehlenswerte Geschichte, in der die Figuren recht gut charakterisiert werden.

Zuletzt geändert am 27.10.2013 15:19 Uhr.

Impostor Syndrome
Cover-Artwork
Impostor Syndrome
Twine