en Krypteia (10/2014)

Multiple Choice-Textadventure mit Grafik ★★★★★★☆☆☆☆   [?]
von Kateri
Publisher:keine

Ein Junge verlässt die Stadt um zum Mann zu werden. Metaphorisch beladener und üppig mit Bildern und Sound ausgestatteter Männlichkeitswahn-Beitrag zur 20. IF-Comp 2014, der ausschließlich online verfügbar ist und den 9. von 42 Plätzen erzielte. Die Comp-Autoren wählten den Beitrag auf Platz 2 der Miss Congeniality Awards 2014.

Review von proc 22.10.2014

Inhalt/Feelies:Walkthrough
Plattformen:Twine, Online
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Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Für die  Krypteia gibt es zwei altphilologische Deutungen: Nach Platon soll es ein militärisches Abhärtungstraininig gewesen sein, während Plutarch sie vier Jahrhunderte später als Terrorgruppe der Spartaner zur Unterdrückung der Heloten beschrieb. Das Spiel lässt die gemeinte Spielerverfassung offen und enthält wohl von beidem etwas, wie der Klappentext andeutet: »Die Weisen erklärten dir seit Urzeiten, dass ein junger Krieger andere zu unterjochen hat um zum Mann zu werden.« Starker Tobak, der Gewalt und Unterdrückung verheißt.

Gewalt und Unterdrückung gegen den Spieler bestehen zunächst in einem ausschließlich online verfügbaren Spiel, das mit seinen üppigen Makros, »flickering images« und Sound diverse Browser in die Knie zwingt oder mit rot unterlegten Fehlermeldungen zupflastert und hier und da unlesbar dunkle Links auf dunklem Hintergrund bringt. Einzig der aktuelle Firefox hat bei mir funktioniert, dann kommt das Spiel auch gleich zur Sache: Ich habe meine Stadt noch nie verlassen und würde mich ja gerne in mein Zimmer verkriechen, aber ich liebe die weisen Männer da ich es selbst nicht bin und habe heute keine andere Wahl als diesen einen Quest, und »this is important«: Ich muss die wahre Liebe finden! Oder Schätze? Die Wahrheit? Rache? Etwas Milch? Auf den weisen Männern herumreitend wird der Quest ordentlich durchgemischt und das Spiel kann endlich mit der Flucht in den Wald beginnen.

Und zwar mit einer liebevoll gekritzelten Automap und einem jederzeit abrufbaren Status mit den kryptischen RPG-artigen Eigenschaften »Wolf« und »Shadow«, die wohl eine Metaphorik in Richtung Krieger oder Verkriecher beinhalten. Dementsprechend soll ich bei den wenigen »Kampfszenen« agieren, meist geht es jedoch darum, in einer immer gleichen mechanischen Abfolge einen neuen Raum im Wald zu betreten und dort über zwei immer gleichlautende Links Gefahren und Schätze zu checken. Gefahren sind nie vorhanden, Pseudokämpfe werden über Links im kurzen Haupttext ausgetragen und als Schätze finde ich eine Mischung aus Real Life- und Fantasy-Kleidungsstücken wie metaphorische Anschleichschuhe vs. knallende Stilettos, oder auch mal eine metaphorische Tarnkappe, wobei die Metaphorik in diesen Fällen wohl in der fluchtartigen Selbstverbergung liegen soll. Das Spiel scheint sich hochgradig metaphorisch um einen Männlichkeitswahn zu drehen, der aber derart zusammenhangslos mit Blut, Gewalt, Skeletten und Fantasyelementen gebracht wird, dass ich gar keine Lust ins Eintauchen in diese Pseudometaphorik hatte. Zum Ende hin dreht man nur noch Runden durch bereits bekannte Orte und kann sich auch endlos darin verlieren, wenn man sich vandalistisch aller gefundenen Dinge wieder entledigt und nackt herumläuft, ohne Abgelegtes je wiederfinden zu können.

Ein nettes Spiel hinsichtlich seiner visuellen Experimente mit Flickerbildern und Automap, inhaltlich schien mir die Spielaussage aber derart überzeichnet und pseudometaphorisch, dass ich keine Motivation verspürte, mich näher mit möglichen Bedeutungen der Texte zu beschäftigen. Für Leute, die so etwas mögen, mag es ein gutes Spiel sein.

Zuletzt geändert am 22.10.2014 14:36 Uhr.

Krypteia
Cover-Artwork
Krypteia
Online (Twine)