en Pen and Paint (09/2010)

Textadventure ★★★★★☆☆☆☆☆   [?]
von Owen Parish
Publisher:keine

Der Spieler ist ein mit einer Malerin verheirateter Schriftsteller und muss ihre Gemälde korrigieren. Dazu taucht er in die surrealen Welten dieser Bilder ein. Beitrag zur 16. IF-Comp 2010 (Platz 17/26, zusammen mit The 12:54 to Asgard).

Review von proc 29.10.2010

Plattform:Z-Code
Downloadlinks:
Spoiler:
Weblinks:

» Genres » Surreal » Bizarr
» Spieler-Charaktere » Künstler
» Schauplätze » Wohnhaus
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 16. IF-Comp 2010

Review von proc 29.10.2010     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Der Autor ist kein Neuling: Parish veröffentlichte 2003 zwei TADS-Spiele und meldete sich erst im vergangenen Jahr in Z-Code wieder zurück. Dem surrealen Albtraumspiel Cacophony folgte der IF-Comp-Beitrag The Grand Quest (Platz 18 von 24), Escape in the Dark landete auf der diesjährigen Casual Gameplay Design Competition auf Platz 25 von 30. Beide Spiele sind rätsellastig aufgebaut und geradezu das Gegenteil von Cacophony. Eine surreale Welt, die auf vielen Wegen begehbar ist, und schier unlösbare Rätsel scheint Pen and Paint vereinigen zu wollen.

In der Geschichte bin ich ein namenloser Schriftsteller und suche nach Inspiration für mein neues Machwerk. Meine Frau Eleanor ist Malerin, mit deren Bildern etwas nicht stimmt, sie sind »infiziert«. Ich muss schreibend in jedes der vier Bilder eintauchen und in jenen surrealen Welten die Quelle der Unstimmigkeit ausmachen und korrigieren, um am Ende schließlich meine finale Inspiration als Schriftsteller zu finden.

Hier beginnen die Spoiler.

Es macht Spaß, das dreistöckige Haus zu erkunden und nach und beiläufig mitzubekommen, worum es geht. Meine Frau Eleanor ist Malerin und in der Galerie stehen vier ihrer Bilder. Sie beinhalten eine dunkle Mine, einen Wald, eine Pyramide und die »Himmelsinsel«. Eleanor sagt mir dann, die Bilder seien infiziert. Viren? Bakterien? Trojaner? Ich spreche mit ihr und erfahre, ich solle meinen Stift nehmen und in die Bücher schreiben um in die Bilder eintauchen zu können.

Okay, nach einigen Wanderungen habe ich endlich einen Stift gefunden und kriege irgendwann mit, dass ich diese seltsamen Bücher (eines für jedes Bild) bei mir trage, ohne dass sie im Inventar auftauchen. Ich schreibe was das Zeug hält. Nichts passiert. Nach weiteren Wanderungen wird klar, dass mir Inspiration fehlt. Da hängen eingerahmte Blätter im Flur, TOUCH LEAVES führt zu nichts und FEEL LEAVES zu mehr Inspiration. Viele solcher Umständlichkeiten führen zur Verzweiflung, zumal auch zahlreiche in den Beschreibungstexten erwähnten Objekte nicht existieren. Jedenfalls lautet die Strategie, etwas zu finden, das sich belauschen, beschnüffeln oder spielen lässt. Ich habe erfolglos auch essen, zerbrechen, lutschen und einiges andere probiert und stecke schließlich meinen Zinken in die Blumen auf dem Küchentisch, lausche einer Meeresmuschel oder spiele mit einem seltsamen Toy, das ein Liebeskugelset von Beate Uhse sein könnte. Das gibt Inspirationspunkte.

Genug davon erheischt, schreibe ich nun vor dem Waldbild stehend ins Waldbuch. Schwupp, ein Zwergenzelt, Waldlichtung, inmitten der Bäume, Stachelbeeren, die ich weder mitnehmen noch essen kann. Ich bin in einer surrealen Welt verloren und bekomme viel erklärt, auf das ich mir keinen Reim machen kann. Um es abzukürzen: Ich habe keine Ahnung, was ich in dieser halbimplementierten Dali-Welt machen soll und spechte in den Walkthrough. Aha, ich repariere einen Baum, indem ich an einer Stelle einen Zweig geholt habe und an anderer eine Leiter, über die ich den Baum erreiche und Zweig hinlegend das Rätsel löse. Kein Mensch kommt auf solchen Unsinn.

Das Himmelsinselbild beinhaltet »eine Reihe von Inseln, die unerklärlich am Himmel schweben. (...) Da ist ein großer Schatten, der wie auf einen der Steine geworfen wirkt. Da scheint es etwas GRÖSSERES weiter oben zu geben.«. Na gut, das ganze Haus wieder nach Inspirationsquellen durchforsten, vor dem Bild ins Himmelsbuch schreiben und rein ins Abenteuer, ein größeres Objekt zu finden und an die richtige Stelle zu setzen. Dort springe ich von Schwebefelsen zu Schwebefelsen, einer hat eine elektrische Aura, auf dem anderen endet ein Regenbogen mit einem Pott Gold, schließlich finde ich mein größeres Objekt in Form eines auf einen Felsen gestürzten Luftschiffs. Die Crew spricht nicht meine Sprache, wird mir gesagt, vermittelt mir aber durch Zeichensprache, dass sie eine Energiequelle benötige und etwas elastisches Material. Ich hätte diese Handbewegungen zu gerne gesehen. Ich freue mich schon auf die Aufgabe, den Elektrizitätsfelsen mit dem Luftschiff in Verbindung zu bringen und scheitere restlos. Wieder der Blick in den Walthrough: Ich muss ein pinkfarbenes Wolkensegment abholen und den Crewmitgliedern in die Hand drücken, dann auf dem Felsen mit dem silbernen Drachen einen anderswo mitgenommenen Pott anzuzünden und eine Music Box öffnen. Zack, ich bin wieder in der Galerie und habe das Rätsel gelöst. Was? Wie? Unlösbarer Unsinn!

Das Spiel ist ohne Walkthrough im Leben nicht lösbar, Implementierungsschwächen und die vier Rätsel in völlig unsinnig erscheinenden surrealen Welten versalzen die schöne Spielidee. Am Ende besitzt man die ultimative Inspiration, ist dafür gerüstet, morgen sein Werk zu beginnen und schläft ein: »Du wirst morgen all deine Energie brauchen, um an deinen Geschichten zu schreiben.«

*** Zzzz... ***

Gewonnen. Eine Geschichte ohne Schluss, keine zusammenlaufenden Fäden, die den wirren Tätigkeiten in den Bildern einen Sinn geben. Wertung: Zzzz...

Zuletzt geändert am 29.10.2010 20:42 Uhr.

Pen and Paint
Z-Code
Pen and Paint
Z-Code