The Island (09/2012)
Der Spieler ist auf einer Insel gefangen und hat einige Old-School-Probleme zu lösen, bis er ein Schiff besteigen und seinem Schicksal entgegenfahren kann.
Das Spiel erreichte auf der IF-Comp 2012 den 25. von 28 Plätzen.
Plattform: | TADS 3 |
Downloadlink: | ↗ TADS 3 |
Weblinks: | ↗ Review von Hannes Schüller vom 10.10.2012 ↗ IFDB ↗ IF-Wiki |
» Genres » Horror » Besuch in der Hölle
» Schauplätze » Insel
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 18. IF-Comp 2012
Review von proc 02.11.2012 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Noch ein Oldschool-Spiel wie Castle Adventure, worin der nicht näher beschriebene Spieler eine mit religiösen Kultstätten, Kliffen, einer Gruft, einem Wasserrad und selbst einem Kontrollraum vollgestopften Insel verlassen will. Warum, ist nicht ganz klar, der Versuch einer gespenstischen Stimmung deutet auf einen unwirtlichen Ort hin.
Hier beginnen die Spoiler!
Tatsächlich findet sich auch schon zu Beginn eine Art ans Kreuz genagelte Prometheus-Figur, die gefesselt herumschreit und den Weg versperrt, der demnach ziemlich schmal sein müsste. Dass sie ihre über Umwegen erreichbare Erdolchung nicht überlebt, ist ein teilweiser Irrglaube, wie sich am Schluss herausstellt. Im Stil der alten Schule müssen recht lustige Rätsel überwunden werden, um jeweils einen Level weiterzukommen, indem ein Hindernis zu den nächsten Räumlichkeiten aus dem Weg geschafft wird. Über schwer zugängliche Gegenstände, über eine Mauer, die sich mit einer alten Kanone wegschießen lässt, selbst ein wasserkraftbetriebenes Kontrollzentrum mit mit Wählscheiben von theoretisch 1.000 Kombinationmöglichkeiten kommt vor, welche sich aber nach dem ersten Herumgerate von selbst einstellen. Diese Rätselwelt bis zum Ablegen von der Landebrücke hat mir ehrlichgesagt recht gut gefallen. Meist allerdings in einem Sinn, wie Kinder mit Bauklötzchen spielen: Baumstumpf, Seil? Aha! Kanonenkugel, Turret? Aha! Der Weg, die Dinge zusammenzubringen, ist bisweilen im positiven Sinn trashig-kreativ.
Darin erschöpft sich dann die potenzielle Faszination an diesem Spiel. Es ist derart dilettantisch umgesetzt, dass ich es unter Nichtcomp-Bedingungen schon nach zehn Minuten hingeworfen hätte. Praktisch nichts ist erkundbar, obwohl gerade solche Oldschool-Geschichten dies voraussetzen, Begriffe sind zu erraten, und das auch noch in einem unlogischen Zusammenhang. So steht an einer Stelle eine Winde zur Verfügung, mit der ich eine Kette hochziehen kann. Was habe ich nicht alles versucht, diese Winde zu betätigen, bis ich dann in der Verzweiflung alles mit der Kette versuchte. Das richtige Verb geschätzt, hat das dann funktioniert, wobei mich das im Folgenden notwendige Herablassen der Kette wieder einige Nerven gekostet hat. Letztlich blieb die Winde ohne Sinn und könnte mit knirschenden Zähnen wohlwollend als red herring abgetan werden, hinge da nicht die Kette dran. Nahezu alle Rätsel enthalten solche ärgerlichen Situationen, die auf eine unsorgfältige Implementierung schließen lassen.
Und dann ist da noch diese trashige Horrorstimmung, die durch das Spiel hindurch keinen Sinn ergibt. Da pfeifen einem Winde ums Gesicht oder da kratzt etwas am Altar, was sich nicht hören lässt, aus den Andeutungen wird im Laufe des Spiels eine nervige Hintergrundmusik. Und dann – Plomp! – erreiche ich endlich den Fährmann, der mir den Sinn des Ganzen über eine Bildschirmseite hinweg erläutert, mich dem tragischen Ende zuführt und aus mir diesen zuvor gefesselten und erdolchten Jesus-Prometheus-Klon macht ohne zu begründen, welche Buße ich damit tue. Prometheus machte sich wenigstens gegenüber Zeus im Speziellen und den anderen Göttern im Allgemeinen schuldig, Jesus litt nach der ↗ Interpretation Thomas von Aquins (und auch Nietzsches) für eine Promotion-Inszenierung der Heiligen Schrift, und wenn der zuvor erdolcht Gefesselte nicht im Sarg landen würde, wäre es wenigstens noch die Befreiungsgeschichte eines NPC geworden. So erzählt bleibt der Horror GEMA-frei, die nervigste aller Hintergrundmusiken.
Fazit: Oldschool-Story mit schönen Rätseln, die Spieler aber wegen der schlechten Implementierung in den Wahnsinn treiben können. Eine abgerundete Geschichte würde dem Spiel ebenfalls guttun.
Zuletzt geändert am 02.11.2012 20:10 Uhr.