The People's Glorious Revolutionary Text Adventure Game (09/2010)
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von Taylor Vaughan | |||
Publisher: | keine |
Der Spieler hat in Freedonia die Aufgabe, eine ruhmreichen kommunistische Revolution umzusetzen. Witzige Satire im Stil der Marx Brothers. 7. Platz auf der 16. IF-Comp 2010.
Plattform: | Z-Code |
Downloadlinks: | ✦ ↗ Release 1 / Serial 100930 online spielen ↗ Z-Code |
Weblinks: | ↗ Website ↗ IFDB ↗ IF-Wiki |
» Genres » Humor » Satire
» Schauplätze » Stadt
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 16. IF-Comp 2010
Review von proc 01.11.2010 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Nachdem Vaughan bislang als Betatester für zwei Beiträge der IF-Comp 2008 in Erscheinung getreten ist, legt er nun mit einer Polit-Satire sein Debütwerk vor. Der dringenden Empfehlung des Autors entsprechend lade ich seinen »↗ Revolutionären Soundtrack« herunter und stelle den Player auf zufällige Endlos-Wiedergabe. Denn, so sagt es der Beschreibungstext, es gibt nur fünf von uns in einer Welt voller Reaktionäre, aber ich bin voll von revolutionärem Spirit.
Genossinnen und Genossen, hier beginnen die Spoiler!
Ich lebe also in Freedonia und finde eine Abhakliste »Schritte zur ruhmreichen Revolution« unter meiner Mütze. Erst die Herzen, dann den Geist des Proletariats gewinnen, den guten Namen eines wichtigen Unternehmens ruinieren, die kapitalistische Infrastruktur der Regierung lähmen und schließlich einen Ort finden, an dem sich nach erfolgreicher Revolution eine kommunistische Party feiern lässt. Die Körper des Proletariats zu gewinnen ist mit dem Kommentar durchgestrichen, »tu's nicht, das ist widerlich«. Die Liste schließt mit Werbung der Bank of Freedonia, der Nummer 1 für festverzinste Darlehen.
Das Spiel lebt von Humor und Andeutungen. So sind Straßen nach Reagan oder Nixon benannt, das Café Bronco trägt den Titel einer amerikanischen Westernserie und in den allgemeinen spoilerfreien Hints ist ein Kommunistenkonverter aufgeführt, mit dem sich die meisten Kapitalisten umdrehen lassen. Damit kann ein Rätsel übersprungen werden, aber nur ein einziges Mal. Im »Volkslabor« im Keller des Hauptquartiers ist ein »Marxistischer Ventriloquator Mk II« zu finden, der - auf eine Person oder ein Objekt gerichtet - zu einem »Marxistischen Gruß« führt. Dem Genossen Jetski kann ich mit einem Borschtsch das reaktionäre Comic »Wie Captain Freiheit gegen die rote Gefahr kämpft« abjagen und beim Eisverkäufer gegen das Kommunistische Manifest eintauschen.
Die meisten Raumbeschreibungen sind kurz, nüchtern und erinnern an William Crowthers Colossal Cave Adventure: »Du stehst am Goldwasserweg, einer der wichtigsten Straßen der Stadt. Ein kleines Pfandhaus im Süden wird von dem massiven Unternehmensgebäude in den Schatten gestellt, das im Norden emporragt.« Vaughan spielt an einigen Stellen auch mit dem Medium, im Regierungsbüro beispielsweise mit den bisweilen belustigenden in Klammern angegebenen Zuständen von Objekten in Z-Code-Spielen: »Du kannst auch ein Bürokraten-Schreibtisch sehen (auf dem ein Posteingang (in dem einige ungestempelte Papiere sind), ein Postausgang (in dem einige gestempelte Papiere sind) und ein Stempel liegen).«
Das Spiel erscheint inhaltlich sinnfrei, ist handwerklich sehr gut gemacht, die meisten Rätsel sind auf verschiedene Weise lösbar und es gibt offenbar mehrere Enden. Über Sinn und Unsinn der Inhalte lässt sich trefflich diskutieren, ich fand das vergleichsweise kurze Spiel einfach köstlich. Und habe auch die Musik genossen.
Zuletzt geändert am 01.11.2010 21:49 Uhr.