en The Play (09/2011)

Multiple Choice-Textadventure ★★★★★★★☆☆☆   [?]
von Deirdra Kiai
Publisher:keine

Ein Theaterspiel ist einzustudieren, doch in letzter Minute fällt die Hauptdarstellerin aus. Nun ist das Improvisationstalent des brillianten Regisseurs Ainsley Morgan Warrington gefragt! Eine Galatea-Parodie als Beitrag zur IF-Comp 2011, die den dritten von 38 Plätzen erreichte. Die Comp-Teilnehmer wählten das Spiel auf den zweiten Platz der Miss Congeniality Awards 2011, außerdem wurde es mit dem XYZZY Award 2011 Best Story ausgezeichnet.

Review von proc 05.10.2011

Plattform:Undum
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Review von proc 05.10.2011     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

In diesem unterhaltsamen Undum-CYOA studiert der Spieler als „brillianter, talentierter“ Theaterregisseur Ainsley Morgan Warrington ein Stück ein, bei dem die Hauptdarstellerin ausfällt. Show must go on, beim Einstudieren kann jedenfalls so Einiges schiefgehen.

Hier beginnen die Spoiler...

Bei diesem etwa halbstündigen Undum-CYOA ist man naturgemäß vor allem mit dem Lesen von Texten beschäftigt. Es geht um ein trashiges Theaterstück über eine Statue in einem altrömischen Künstleratelier, die sich über einen durchs Fenster steigenden Gast wundert: Ein flüchtiger Gladiator sucht Unterschlupf, weil er morgen gegen einen furchterregenden Straußenvogel kämpfen muss – das Symbol der Jungfräulichkeit im frühchristlichen Rom. Nach einer – je nach Verzweigung kürzeren oder längeren – Unterhaltung mit der Statue muss er sich unterm Sofa verstecken, weil der Künstler eintritt. Gladiator und Künstler sollten sich im Stück zwar nicht begegnen, je nach Verlauf der Geschichte kann aber einiges improvisiert werden, so dass beide sich begegnen können. Ich konnte bei weitem nicht alle Möglichkeiten ausprobieren, am Ende scheint jedoch in Abwandlung der  Pygmalion-Sage immer der Gladiator das Herz der Statue zu gewinnen.

Es gehört schon Mut dazu, Emily Shorts berühmte Galatea zu persiflieren. Und auch noch kurzweilig, exzellent geschrieben und stellenweise brüllend komisch. Mal bricht das Sofa auseinander, oft wird improvisiert, immer scheint die Statue jedoch Mitleid mit dem Straußenverfolgten Gladiator zu haben und ihn zu decken. Mal bleibt es am Ende bei einem tragischen Hollywood-Kuss, nach dem der Gladiator quasi dem Sonnenuntergang entgegen aus dem Fenster steigt und für immer verschwindet, mal nimmt er sie mit. Und am Ende der Proben erhält der Spieler individuelle Rückmeldung über seine Arbeit in Form einer positiven Theaterkritik von J. Astrid Fleck in The Transient Weekly.

Es ist schon hinreichend schwer, einen Textabenteurer für ein Multiple-Choice-Adventure zu begeistern, aber diese durchdacht wirkende Doppelgeschichte um eine gestaltbare Theaterprobe und dem daraus resultierenden Galatea-Versatzstück hat Potenzial dazu. Zum ersten Mal war ich von einem Undum-Spiel überzeugt. Sicher, es ist für einen Fremdsprachler schwer zu lesen und nach den Verzweigungspunkten meist fürs Erste linear. Es zeigt aber auch das Potenzial solcher Spiele auf, das für mich nun offenkundig bei weitem noch nicht erschöpft ist.

Zuletzt geändert am 05.10.2011 17:29 Uhr.

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