The Urge (10/2014)
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von Julius Olofsson | |||
Publisher: | keine |
Über einen Serienkiller, der seinen Drang zu hinterfragen versucht. Beitrag zur 20. IF-Comp 2014 unter dem Pseudonym »PaperBlurt«. Das Twine-Spiel ist nur online verfügbar und belegte den 28. von 42 Plätzen.
Plattformen: | Twine, Online |
Downloadlinks: | ✦ ↗ Aktuelle Version online spielen (Externer Link!) ↗ Alle IF-Comp 2014-Spiele |
Weblink: | ↗ IFDB |
» Genres » Krimi
» Internationale Wettbewerbe & Projekte » Interactive Fiction Competition » 20. IF-Comp 2014
Review von proc 27.10.2014 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
»Dies ist kein Spiel, halte es nicht irrtümlich dafür« wird eingangs gewarnt. Gemeint ist eine Warnung vor Gewalt, Blut und Brutalität, bewahrheitet hat sich die Warnung tatsächlich aber in einem linearen Durchgang durch eine langatmige Story. Da nur online verfügbar, wollte ich sie in einem zweiten Durchgang entspannt nochmals auf dem Kindle durchkauen, was aber aus schlichten Layoutgründen nicht funktionierte. Das ist ärgerlich und ich habe keine Antwort auf die Frage, warum ein solch technisch wenig anspruchsvolles Browserspiel mit einer Handvoll kleiner und ohnehin rein illustrativer Grafiken ausschließlich online angeboten wird außer dass es auf mobilen Endgeräten gespielt werden kann.
Entsprechend kurz soll dann auch ein Kommentar dazu ausfallen, zumal die Halbwertszeit solcher Spiele aller Erfahrung nach gering ist: Es geht um die innere Befindlichkeit eines Serienkillers in sechs Akten, der von seiner Sucht nicht loskommt. Die Handlung wirkt dabei auf mich konzeptionell beliebig und inhaltlich gekünstelt splatterartig, indem z.B. »torture methods« mit Hammer oder Zange durchprobiert werden können. Ich liebe das, die Ausführung konnte mich aber weder vom Stuhl reißen noch im Geringsten überzeugen. Die sprachliche Ausführung erreicht nicht einmal die Schöpfungshöhe eines schlechten Splattermovies und die konzeptionelle will offenbar einen inneren Konflikt vermitteln, der sich mir aber an keiner Stelle erschließt. Ich habe einen Zweig durch- und einen anderen angespielt, ab dieser offenbar einzigen Verzweigungsmöglichkeit (an die Mordsentscheidung einer ordinären Verkehrsampel geheftet) scheint die Geschichte wie schon davor bis zum Ende linear durchgeklickt zu werden. Und das in einer gewollt aber nicht gekonnt artistischen Prosa, die sich bisweilen in lyrischen Versuchen ergießt und das besser gelassen hätte, da so an keiner Stelle eine gewisse erzählerische Ehrlichkeit rüberkommt. Die nervigen zeitgesteuerten Texteffekte, bei denen teilweise eine halbe Minute vergeht bis die paar Zeilen endlich dastehen; Textlinks, die beim Klicken nur ihren Inhalt endlos ändern (wie schon beim letzten IF Comp-Spiel »Dad vs. Unicorn« und überhaupt ↗ all den Spielen des Autors) oder das vereinzelte stroboskopische Geschrei gibt dem Spiel formal den Rest. Dem Spiel hätte die konzeptionelle Konzentration auf eine Spielaussage gutgetan, so ist es ein Potpourri von Effekten, teilweise im Ansatz gar nicht schlechten Erzählfragmenten und Sprachergüssen ohne psychologische Kohärenz geblieben.
Zuletzt geändert am 27.10.2014 10:43 Uhr.