de Absturzmomente (04/2010)

Textadventure ★★★★★★☆☆☆☆   [?]
von Jörg Rosenbauer
Publisher:keine

Der Spieler erklimmt ohne Ausrüstung eine Bergwand und stürzt dabei in die Tiefe. Der freie Fall endet in einem Pakt mit einer Stimme aus dem Jenseits, sein Leben zu verschonen, er eine gute Tat vollbringe und eine ihm am Herzen liegende Person vor dem Verderben rette. Fortan versucht er, einen Mord in einem Wohnhaus zu verhindern ohne direkt ins Geschehen eingreifen zu können. Absturzmomente erzielte den vierten Platz beim Grand Prix 2010.

Review von Mikawa 15.07.2010
Review von proc 07.04.2010

Plattform:Z-Code
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Review von proc 07.04.2010     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

Jörg Rosenbauer ging mit seinem Science-Fiction-Epos »Jazz auf Tegemis« als Sieger aus dem Grand Prix 2004 hervor. Die großen Erwartungen werden in seinem neuen Spiel »Absturzmomente« eingangs durch vielversprechende Prosa und eine originelle Idee erfüllt: Der Spieler erklimmt ohne Ausrüstung eine Bergwand und stürzt dabei in die Tiefe. Der freie Fall endet in einem Pakt mit einer Stimme aus dem Jenseits, sein Leben zu verschonen, wenn der Spieler eine gute Tat vollbringe und eine ihm am Herzen liegende Person vor dem Verderben rette. Um dem Tod zu entgehen, führt kein Weg an diesem Deal vorbei und der Spieler findet sich im Hauptgeschehen wieder: in einem dreistöckigen Wohnhaus jagt ein Muskelprotz eine Frau und würde sie ohne weiteres Eingreifen zu Tode prügeln. Der Spieler kann nicht direkt eingreifen, sondern muss der Frau indirekt die Flucht ermöglichen. Der Weg dahin ist mit zahlreichen teilweise sehr schwierigen Rätseln gepflastert. Am Ende sollte die Frau gerettet und der Spieler am Leben sein.

Die prosaische Intro entpuppt sich allerdings schnell als blumige Einbahnstraße: Es dauert sieben Züge, bis der Spieler endlich abstürzt. Außer der Faktur des Felses und dem Minimalinventar lässt sich dabei nichts erkunden. Weitere sechs Züge lang lassen sich die veränderlichen Wolkenformationen vom Karnickelkopf über Blume, Hammer und Hand erkunden, bis endlich die Stimme aus dem Nichts erscheint. Jener ganz spezielle Freund, der den Spieler als noch nicht ganz tot outet, spricht über einen menügesteuerten Dialog und macht den Deal klar. Falsche Antworten führen unweigerlich zum Tod, die Debatte kann aber mit einem UNDO-Befehl von Neuem angestoßen werden. Die Stimme aus dem Dunkel setzt den Spieler schließlich im Treppenhaus jenes Hauses ab, in dem der interaktive Teil des Spiels beginnen kann.

Die herausragende Spielidee treibt den Spieler bisweilen holprig durch das Herzstück des Spiels im Wohnhaus. Ist das erste Rätsel gelöst, steht die Zeit still und bietet die Weile zum indirekten Eingreifen in die Szenerie. Dieser Weg ist mit einigen harten Rätseln gepflastert, dass sie in den vom Wettbewerb geforderten 90 Minuten wohl nicht zu lösen sind. Ein durchdachte Hinweissystem hilft aber weiter ohne zu viel zu verraten. Die Texte flachen in diesem Hauptteil ab und wiederholen sich oft.

Gefangen im Labyrinth des Treppenhauses, das sich oben wie unten gleich anfühlt, passiert recht wenig bis die entscheidenden Einfälle oder kommen oder in den Hinweisen nachgeschlagen werden. Einige vandalistische Eingaben werden abgefangen, so outet sich der Gemälde zerstörende Spieler als Kunstbanause. Umgekehrt sind naheliegende Fragen teilweise mangelhaft umgesetzt. An der Klippe hängend führt die Untersuchung der Felswand beispielsweise zur Gegenfrage »Was meinst du, die An der Klippe oder die Klippe?« Nun gut, klettere. »Was willst du klettern?« Klettere nach oben. - »So etwas kannst du hier nicht sehen.« In einer Wohnungsszene ist offenbar eine Extension für den direkten Weg in Räume ohne Angabe von Himmelsrichtungen fehlerhaft implementiert und führt auf meinem System zur Ausgabe eines »Programming Error ... look on the bright side of life«. (Edit 02.05.2010: Offenbar tritt dieser Fehler nur unter besonderen Systemkonstellationen auf.)

Insgesamt erhält das Spiel durch die intelligente Spielidee einen großen Bonus, vom erzählerischen Impetus des Jazz auf Tegemis ist jedoch nichts zu spüren. Die anfänglich vielversprechende Prosa lässt durch Wiederholungen und identisch aufgebaute Etagen in der Hauptspielphase nach und die Implementierung setzt zu sehr auf die vom Autor erwarteten und viel zu wenig auf naheliegende Eingaben. Davon abgesehen gehört das Spiel mit seinem großen spielerischen Potenzial zu den Wettbewerbsfavoriten und dem Autor ist Zeit und Kraft für eine korrigierte Fassung nach dem Wettbewerb zu wünschen.

Gesamtwertung: 2,2

Zuletzt geändert am 02.05.2010 18:04 Uhr.

Absturzmomente
Cover-Artwork
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