de Ares (04/2010)

Textadventure ★★★★★★★★☆☆   [?]
von Michael Baltes
Publisher:keine

Der Spieler landet als Teil der europäischen Marsmission Aurora im Jahre 2033 auf dem Alba Patera-Vulkan mit dem Ziel, die Marsoberfläche zu erkunden. Der Untergrund aus altägyptisch anmutenden Kammern entpuppt sich als interessanter und birgt ein düsteres Geheimnis der menschlichen Zivilisation. Ares erzielte den ersten Platz beim deutschsprachigen Interactive Fiction-Grand Prix 2010 (Release 1). Überarbeitete Versionen mit Kartenmaterial und einem Zeitungsartikel-Feelie sind im Dezember 2010 (Release 2) und Mai 2011 (Releases 3-4) erschienen.

Review von Hannes 01.02.2014
Review von stadtgorilla 29.11.2011
Review von proc 10.04.2010

Inhalt/Feelies:Zeitungsartikel
Kartenmaterial
Plattformen:Glulx, Online
Downloadlinks:
Spoiler:
Weblinks:

» Genres » Science Fiction » Fremde Welten
» Spieler-Charaktere » Astronaut
» Schauplätze » Ferner Planet » Mars
» Schauplätze » Höhle & Mine
» Deutschsprachige Wettbewerbe und Projekte » Grand Prix » Textfire.de Grand Prix 2010
» Deutschsprachige Wettbewerbe und Projekte » Textlastig

Review von proc 10.04.2010     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

In Baltes Erstlingswerk Ares landet der Spieler als Teil der europäischen Marsmission  Aurora im Jahre 2033 auf dem Alba Patera-Vulkan mit dem Ziel, die Marsoberfläche zu erkunden. Die Landung im Sandsturm ist schon recht holprig und der Ausstieg durch technische Pannen blockiert, nach Lösung dieser kleineren Probleme beginnt die Erkundung mit der Entdeckung einer Höhle mit verschiedenen Kammern. Diese offensichtlich von intelligenten Wesen geschaffenen Räumlichkeiten enthalten alles, was man für eine klassische Cave-crawl-Geschichte im Setting altägyptischer Pyramiden benötigt: Rätsel müssen nach MacGyver-Art gelöst und etwa Schutzmechanismen ausgeschaltet werden, die Projektile durch die Gegend schleudern. Der nicht immer abwendbare Tod lässt sich aber mit einem UNDO eliminieren. Wo es kein Weiterkommen gibt, hilft das Hinweissystem dezent weiter ohne allzu viel zu verraten. Innerhalb von 90 Minuten ist das Spiel nicht ohne Blick auf die Hinweise spielbar.

Die Rahmenhandlung beruht auf Fakten, so dient das 2001 begonnene ESA-Projekt Aurora der Erkundung des Mondes und des Mars und soll 2033 tatsächlich eine bemannte Mission auf den Mars bringen. Selbst die Geo-Koordinaten des Marskraters Alba Patera oder die Windgeschwindigkeit von Marsstürmen lassen keine Fragen offen, die historischen Anlehnungen an Artefakte aus dem alten Ägypten sind ebenfalls gut recherchiert wenn sich auch inhaltlich nicht immer ein Sinn erkennen lässt. Wie der Monolith in Kubricks Odyssee 2001 suggeriert die Erkundung dieser vergangenen Marszivilisation einen Zusammenhang mit der Zivilisation auf der Erde, wobei Andeutungen am Ende des Spiels dieses Thema offen lassen und einen guten Abschluss bilden. Die Handlung erinnert ein wenig an das brasilianische Raumfahrtabenteuer »Rover's Day Out« (2009) von Jack Welch und Ben Collins-Sussman, das kreativer mit der Erzählperspektive und den Erkundungen umgeht. Als Titel der Geschichte, die dunkle Geheimnisse der Menschheit zu Tage fördert und nicht frei von Leichen bleibt, rekurrierte Baltes auf den römischen Kriegsgott Mars, dessen Entsprechung  Ares in der griechischen Mythologie derart negativ angesehen wurde dass sogar sein Vater Zeus ihn verachtete.

Michael Baltes hat sich nicht nur als  Power-Tester für das deutsche Inform7-Extension GerX, sondern nun auch mit einem konzeptionell und handwerklich beeindruckenden Spiel in die Interactive Fiction-Community eingeführt. Es ist zu keiner Zeit langweilig und verrät an vielen Stellen seine Liebe zu Infocom-Spielen wie Steve Meretzkys »Planetfall« (1983), dem eine kleine Hommage in Form des Sicherheitsgewebes im Shuttle gewidmet ist. Viele der Rätsel stellen hohe Anforderungen an die Implementierung, die Baltes souverän gemeistert hat. Mehrere Wege und Eingabemöglichkeiten führen zum Ziel, teilweise werden auch sinnlose Eingaben abgefangen. Nur selten lassen sich im Text eingeführte Dinge wie etwa der Sturm aus der Intro nicht untersuchen und führen zu unpassenden Standardantworten. Auch die Verwendung des Glulx-Formats erscheint willkürlich, wodurch die Zahl der verwendbaren Interpreter unnötiger Weise erheblich einschränkt wird. Die Anlage der Hauptgeschichte als klassische Cave-crawl-Story mit aberwitzigen Fallenkonstruktionen ist Geschmackssache, die großartige und vielversprechende Prosa aus dem Intro-Teil wird dadurch neutralisiert und mindert die Spielidee insgesamt. Das schmälert jedoch nicht den Gesamteindruck als profundes Textadventure, das zu den handwerklich besten deutschsprachigen überhaupt zählen dürfte.

Gesamtwertung: 1,5

Edit 01.05.2010: Für den Wettbewerbsbeitrag war die Erzeugung von Z-Code trotz der I7-Option "use memory economy" nicht möglich.

Zuletzt geändert am 01.05.2010 12:03 Uhr.

Ares
Cover-Artwork Release 2
Ares
Cover-Artwork Release 1
Ares
Glulx
Ares
Glulx
Ares
Glulx