Ein Fall in Jashpur (04/2010)
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von Oliver Berse | |||
Publisher: | keine |
Der Spieler hat als Mr. Somerton eine politische Intrige im viktorianischen Britisch-Indien aufzuklären: Ein Attentat auf den Sohn des Rajas in Jashpur schlug fehl, der ihn nun zur Aufklärung des Falles in seinen Palast bittet. Somerton nimmt die detektivische Aufgabe wahr und kommt einer okkulten Verschwörung auf die Spur. Ein Fall in Jashpur erzielte den zweiten Platz beim Grand Prix 2010.
Review von Mikawa 15.07.2010
Review von Ingo Scharmann (Ingo Scharmann) 06.05.2010
Review von proc 08.04.2010
Plattform: | Floyd |
Downloadlink: | ↗ Alle Comp-Beiträge |
Weblinks: | ↗ Review in The Parser N° 1, 22.08.2010 ↗ Kurzbericht von Marius Müller 08.06.2010 ↗ Review von Jörg Rosenbauer 09.05.2010 ↗ Review von Martin Oehm 25.04.2010 ↗ Review von Hannes Schüller 11.04.2010 ↗ IFDB |
» Genres » Historisch » Moderne (ab 1800 n. Chr.) » Viktorianisches England
» Genres » Krimi » detektivisch
» Spieler-Charaktere » Detektiv
» Regionen » Asien » Südasien » Indien
» Schauplätze » Villa
» Technik » Quelltext verfügbar » Floyd
» Deutschsprachige Wettbewerbe und Projekte » Grand Prix » Textfire.de Grand Prix 2010
Review von proc 08.04.2010 ausblenden
Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.
Der Spieler hat als Mr. Somerton eine politische Intrige im viktorianischen Britisch-Indien aufzuklären: Ein Attentat auf den Sohn des Rajas in Jashpur schlug fehl, der ihn nun zur Aufklärung des Falles in seinen Palast bittet. Am 21. Mai 1889 nimmt Somerton nach einem kurzen Zwischenspiel am Bahnhof die detektivische Aufgabe im Palast wahr. Mit seinem kriminalistischen Gespür sollte es gelingen, den Täter zu fassen und zukünftige Anschläge zu vermeiden. Die Geschichte endet in einer okkulten Auflösung.
Das Spiel lässt sich in anderthalb Stunden durchspielen und enthält einige kleine und ein schwierigeres Rätsel, die aber alle durch Herumprobieren lösbar sind. Das schwierige Rätsel am Ende kann durch einen zweiten Lösungsweg umgangen werden. Man kann sich überall umschauen und etwa mit der Tageszeitung vergnügen, allerdings offenbart die Implementierung einige Schwächen und enthält noch Schreibfehler. Insgesamt macht Berses eigenes und in einer Java-Version neu aufgelegtes Autorensystem ↗ Floyd aber einen stabilen Eindruck, das viele Standard-Tätigkeiten wie essen oder zerstören abfängt, aber noch in Details verbessert werden muss. So führen Eingaben wie »Geh nach N« oder »Rieche an Schleim« zum Ziel, ohne die Präposition wird die Eingabe jedoch nicht verstanden. Auch viele naheliegenden Aktionen wie den Hund streicheln oder hinter ein Gemälde schauen sind nicht möglich und führen zu einer eingeengten Spielwelt. Ein schwerwiegender Implementierungsfehler sorgt zudem für die irritierende Ausgabe der Eingangstexte aus dem Bahnhof bei bestimmten Untersuchungen im weit entfernten Palast.
Die Story sorgt bis zum Schluss für Spannung, erzählerisch wirkt sie aber nicht ausgefeilt. Viele Informationen, die man sich besser durch detektivische Aktivitäten anzueignen wünschte, werden in langen Texten dargelegt. Trotz der prosaischen Ausmalungen bleibt die Motivation jener politischen Intrige unklar, die in einem britischen Protektorat mit gerade einmal 120.000 Einwohnern nicht einleuchtend wirkt, das unbegehrter Weise auch noch an das angrenzende Surguja tributpflichtig war. Auch die Rolle des Mr. Somerton bleibt dunkel, offenbar war der Palast mit der Aufklärung des Attentats selbst überfordert und hatte bei den Engländern Hilfe angefordert, was seinerzeit im eigenen Volk als Affront gegen Unabhängigkeitsbestrebungen aufgefasst worden wäre. Und der okkulte Geheimzirkel-Schluss, der hier und da angedeutet wird, wirkt insgesamt etwas hilflos oder zumindest erzählerisch nicht ausgeführt. Möglicherweise ist die Geschichte aber größer angelegt und für den Wettbewerb an dieser Stelle abgekürzt worden.
Spielidee und die Rätsel können unter dem Strich positiv bewertet werden, Implementierung und die Story sind ausbaufähig. Darunter leidet der Spielspaß ein wenig, dennoch vermittelt das Spiel ein wenig die Atmosphäre in einem viktorianischen britisch-indischen Protektorat. Zur Haupterkenntnis des Spiels gehört die Wiederauferstehung Floyds, das seit vielen Jahren nicht mehr zum Download zur Verfügung stand, und auch jene von Oliver Berse, dessen letztes Floyd-Spiel »Download« bereits sechs Jahre zurück liegt und auf dem Grand Prix 2004 den zweiten Platz belegte. Von beiden dürfte noch einiges zu erwarten sein.
Gesamtwertung: 2,6
Zuletzt geändert am 08.04.2010 16:38 Uhr.