en It (09/2011)

Textadventure ★★★★★★☆☆☆☆   [?]
von Emily Boegheim
Publisher:keine

Ein Kinderspiel mit klaren Regeln. Du bist unter Mädchen. Emma versteckt sich. Du musst sie finden. Darfst aber nicht die letzte sein. Mit den vielen versteckten Details vielleicht die süßeste Verführung zum Spielen, seit es IF gibt. Das Spiel erreichte auf der IF-Comp 2011 den 16. von 38 Plätzen.

Review von proc 06.10.2011

Plattform:TADS 3
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Review von proc 06.10.2011     ausblenden

Dieser Beitrag enthält Spoiler, die den Spielspaß verderben. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, sollte nicht weiterlesen.

An diesem kurzen Kinderspiel kann man tatsächlich zwei Stunden sitzen. Der Anfang hat mich an das Intro zu  Portal 2 erinnert: Man wird in eine Situation hineingeworfen und lernt die Regeln „in Action“. Keine Bildschirmseiten voll von redundanten Texten, kein Oberlehrer als Erzähler. Nur die Geschichte und ich. Ich habe allerdings an die zehn Runden gebraucht, um endlich einmal nicht zu verlieren. Die sind manchmal sehr kurz, eine einstellige Zahl von Zügen reicht, um aufzugeben oder nicht zu verlieren. Aber wie gewinnen? Der Plot des kleinen Versteckspiels in Kürze: Emma hat sich in ihrem großen Garten versteckt. Ein paar Mädchen und ich müssen sie finden. Ich darf nicht die letzte sein, dann habe ich nicht verloren. Wäre ich die erste gewesen, hätte ich gewonnen. Das ist mir nie gelungen.

Hier beginnen die Spoiler...

Ich liebe interaktive Geschichten mit knappen Texten, einer reichen und doch überschaubaren Spielwelt und klaren Regeln. So klar eben, dass sie nicht einzuhalten sind. Diese Geschichte fordert den Spieler nach einigen Durchläufen geradezu heraus, die Regeln aus dem Eingangssatz kreativ zu interpretieren: „Ich bin Es, deshalb gehe ich los und verstecke mich. Du und die anderen zählt auf 50, dann sucht ihr mich. Das Haus und die Scheune sind tabu. Wenn du mich findest, musst du in mein Versteck kommen. Wenn du die letzte bist, hast du verloren.“

Nun bevölkern einige Dinge diese Spielwelt, die den Forschertrieb wecken. Da finden sich Küken, Autos als Unterschlupf, Schrotthaufen und nicht selten kommt der Hinweis erst von einem NPC – ich habe bei jedem Durchgang etwas Neues entdeckt, in, auf oder hinter dem man sich verstecken kann. Die bloße Exploration führt aber nicht zum Sieg. Der Kooperation sind einige aufgeschlossen, wenn es z.B. ums Schaukeln geht, kann ich sogar eine Freundschaft schließen und nach Hause eingeladen werden. Ich will aber verdammtnochmal gewinnen und nicht einfach nur nicht verlieren.

Geht das überhaupt? Nach einigen Durchgängen ist die Stoßrichtung jedenfalls klar, man widmet sich den Charakteren. Eines der Mädchen ist mir unsympathisch: Sie will nicht mit mir schaukeln, hat auf alle meine Fragen pampige Antworten und versperrt mir den Weg zum Ziel. Auch die anderen Mädels mögen sie nicht. Wie kann ich sie von der Suche abhalten, um vor ihr am Ziel zu sein? Langsam ändert sich die Spielstrategie dahingehend, die Regeln zu brechen und die Mädchen auf andere Gedanken zu bringen. Und dann sind da noch die verbotenen Grenzen, das Haus und die Scheune. Es juckt in den Fingern, sie zu nutzen, die anderen Mädels hinzulotsen oder wie auch immer. Ich gebe zu: das Versteckspiel habe ich in den zwei Stunden nicht gewonnen. Aber ich habe ein Gespür gewonnen, auf der richtigen Fährte zu sein. Und ich bin lange nicht satt, das Spiel für mich zu entscheiden.

Hier breche ich ab und ziehe ein Fazit. Das Spiel spielt mit dem Medium IF, mit den Erwartungen des Spielers und mit klaren Regeln. So wird „It“ aus dem Titel zum Freudschen  „Es“ einer „naturnahen Triebinstanz“ des IF-Spielers, auf die das Spiel abzielt. Das Spiel ist sauber implementiert, angenehm minimalistisch und dennoch voller Detailreichtum. Ich werde es schaffen, eines Tages werde ich es schaffen. Sehr empfehlenswert!

Zuletzt geändert am 06.10.2011 12:45 Uhr.

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